Den Stahlschrottbonus komplett in den europäischen Emissionshandel übernehmen | Recyclingportal

2021-12-07 01:52:42 By : Mr. Dreamer Wang

Dies empfiehlt eine Studie des Fraunhofer IMW im Auftrag des BDSV.

In einer Studie aus dem Jahr 2019 wurde das Konzept des „Schrottbonus“ entwickelt, das die sozialen Vorteile der CO2-Einsparung bei der Nutzung des Rohstoffs Schrott gegenüber der Herstellung von Stahl aus Erzen in Euro aufzeigt. Mit dem heute vom Fraunhofer IMW im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) vorgestellten Forschungsprojekt »Schrottbonus Konkret« (Erklärvideo) wurde dieses Konzept weiterentwickelt und operationalisiert. Mit dem Schrottbonus lassen sich die erheblichen Beiträge des Rohstoffs Schrott zum Klimaschutz in der Stahlerzeugung nachweisen. Der Schrottbonus soll in den europäischen Preismechanismus integriert werden, um als Instrument für einen fairen Wettbewerb in den globalen Wertschöpfungsketten der Stahlerzeugung zu fungieren.

Jede vermiedene Tonne CO2 hilft, das 2-Grad-Ziel mit geringeren Kosten zu erreichen. Die Umweltauswirkungen des Schrotteinsatzes sind mit wirtschaftlichen Vorteilen verbunden. Die mit jeder Tonne Stahlschrott verbundenen Sozialleistungen werden als „Schrottbonus“ bezeichnet. Dieser liegt zwischen 80 Euro und 213 Euro pro Tonne Kohlenstoffstahlschrott, bei Edelstahlschrott liegt er zwischen 158 Euro und 502 Euro. Inwieweit die europäische Klimapolitik den Schrottbonus in den Preismechanismus integriert, untersucht die aktuelle Studie von Forschern des Fraunhofer-Zentrums für Internationales Management und Wissensökonomie IMW im Zentrum für Materialökonomie. Es identifiziert Lücken, die einen fairen Wettbewerb verhindern, schlägt Maßnahmen vor, um diese Lücken zu schließen und Anreize für eine effiziente und klimafreundliche Stahlproduktion zu setzen. „Für einen fairen Wettbewerb zwischen den in der Stahlproduktion verwendeten Rohstoffen müssen die Marktpreise die sozialen Vor- und Nachteile der Rohstoffe widerspiegeln.

Daher sollte der Schrottbonus im Preissystem „verinnerlicht“ werden“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Frank Pothen dafür. Jede eingesetzte Tonne Kohlenstoffstahlschrott spart 1,67 Tonnen CO2 gegenüber der Stahlproduktion aus Erzen und Koks eine Tonne Edelstahlschrott vermeidet 4,3 Tonnen CO2. 2018 wurden in Europa rund 94 Millionen Tonnen Schrott eingeschmolzen. Dadurch wurden rund 157 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Dies entspricht den jährlichen Emissionen des gesamten privaten und gewerblichen Kfz-Verkehrs für alle Automobile in Frankreich, England und Großbritannien.

Das Europäische Emissionshandelssystem (EU-ETS) als zentrales Instrument der europäischen Klimapolitik hilft dabei, den Schrottbonus in den Rohstoff- und Stahlpreisen zu internalisieren. Allerdings gibt es Lücken im EU ETS, die einer vollständigen Internalisierung des Schrottbonus entgegenstehen und die durch die aktuellen Reformvorschläge der EU-Kommission nicht geschlossen würden. Bis 2030 sollen Europas Treibhausgasemissionen um 55 Prozent gegenüber 1990 sinken.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat die EU-Kommission im Juli 2021 das Maßnahmenpaket „Fit-for-55“ vorgeschlagen, das eine Überarbeitung des Emissionshandels beinhaltet. Zur Vermeidung von Carbon Leakage (Abwanderung emissionsintensiver Industrien aufgrund unterschiedlicher CO2-Preise weltweit) schlägt die Europäische Kommission einen „Carbon Border Adjustment Mechanism“ (CBAM) vor, der die Bepreisung von Treibhausgasemissionen auf ausgewählte importierte Produkte und die kostenlose Zuteilung von Emissionsrechte soll mittelfristig ersetzt werden.

Die CBAM würde direkte Emissionen aus der Produktion von importiertem Stahl bepreisen und den Einsatz von Schrott in der Stahlproduktion außerhalb Europas belohnen. Die meisten Reformen des Fit for 55-Pakets sollen bis Mitte des Jahrzehnts umgesetzt werden. Die Einführung der CBAM ist für 2026 geplant. Rohstoffe wie Erze, Kohle und Zwischenprodukte der Stahlerzeugung wären weiterhin vom EU-ETS und CBAM ausgenommen. Dadurch würden Primärrohstoffe dem Recyclingrohstoff Schrott vorgezogen. Aus diesem Grund sollten Rohstoffe und Zwischenprodukte der Stahlerzeugung sowohl vom EU-ETS als auch vom CBAM erfasst werden.

Übergangslösung mit kostenloser Zuteilung von Emissionsrechten

Mit einer Zwischenlösung könnten die positiven ökologischen Effekte des Schrotteinsatzes jetzt und nicht nur mit einer Überarbeitung der CBAM internalisiert und zusätzliche Anreize gesetzt werden, den Recyclingkreislauf zu schließen. Dazu könnte die kostenlose Zuteilung von Emissionsrechten an den Einsatz von Schrott geknüpft werden. Durch die Verwendung von Schrott würde sich ein monetärer Vorteil ergeben, dessen Menge an den CO2-Preis gekoppelt ist. Die Verknüpfung der kostenlosen Zuteilung von Emissionsrechten und der Verwendung von Schrott wäre ein Übergangsinstrument, bis der Mechanismus zur Anpassung der CO2-Grenzen voll wirksam ist. Alternativ könnte die Schrottverwendung durch eine obligatorische Schrottverwendungsquote stimuliert werden. Dies wäre gegenüber einem positiven Anreiz für die Schrottverwendung mit stärkeren Marktinterventionen verbunden, könnte den europäischen Stahlsektor belasten und die Frage aufwerfen, ob auch für importierten Stahl eine verbindliche Schrotteinsatzquote gelten würde.

BDSV lehnt Beschränkungen des internationalen Schrotthandels ab

Am 17. November 2021 hat die Europäische Kommission die Überarbeitung der EU-Abfallrahmenrichtlinie veröffentlicht, die weitreichende Beschränkungen des internationalen Schrotthandels vorsieht.

„Wir lehnen diese Beschränkungen des internationalen Handels ab, weil dies zu niedrigeren Schrottpreisen innerhalb Europas führt und ein wirtschaftliches Recycling nicht mehr möglich macht. Gleichzeitig nimmt das weltweite Schrottaufkommen deutlich zu. 2030 werden wir die 1-Milliarde-Tonnen-Grenze durchbrechen. Exportbeschränkungen sind daher völlig unnötig“, erklärt BDSV-Präsident Andreas Schwenter mit Blick auf die Fraunhofer-Studie. „Die Beschränkungen des grenzüberschreitenden Schrotthandels führen zu steigenden CO2-Emissionen und untergraben die Bemühungen um den Klimaschutz. Klimaschutz macht nicht an Grenzen halt. "

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von BDSV und Fraunhofer IMW